Jedermann - Schwabacher Tagblatt
SCHWABACH - Eine herrlich erfrischende Inszenierung der Bühnenversion von Bernd Klaus Jerofkes vom bekannten Mysterienspiel „Jedermann“ von Hugo von Hofmannsthal präsentiert derzeit das Theatrum-Mundi-Ensemble im Hof des Bürgerhauses.
Wie bei den Salzburger Festspielen wurde auch in Schwabach mit einer Fanfare eröffnet. Einfallsreich, wie man Karlheinz Odörfer als Regisseur kennt, modernisierte er geschickt mit Musik und szenischen Ideen den Literatur-Klassiker um die Vergänglichkeit von irdischen Tagwerken.
So ließ sich Odörfer als Jedermann in einer Art beweglichen goldenen Badewanne in die Kulisse fahren, ließ Gott durch keinen Geringeren als Dekan Klaus Stiegler sprechen und verwandelte den Hof in einen Ort der Festfreuden und Ausgelassenheit, wo die Gäste auf den Tischen tanzten.
Gelungene Gesamtleistung
Als gelungen durfte man die schauspielerische Gesamtleistung des Ensembles ansehen, das textsicher und natürlich agierte sowie mit ihren Kostümen und Masken für eine besondere Wirkung sorgte.
Anfangs konnte man den Eindruck gewinnen, einer Komödie beizuwohnen. Doch Gott beschließt, Jedermann durch den Tod holen zu lassen. Er soll seine Pilgerschaft antreten und Rechenschaft ablegen. Unbemerkt sorgt sich Jedermann nach wie vor um seine Geldgeschäfte. Allein seine Mutter (hervorragend gespielt von Doris Stiegler) mahnt ihn, auf Gottgefälligkeit und Frömmigkeit zu achten
In einer ausgelassenen Gesellschaft amüsiert sich Jedermann mit seiner Buhlschaft (mit berechnendem Liebreiz von Claudia Rabus gespielt). In diese Atmosphäre hinein bewegt sich Gevatter Tod (brillant mit kalter Gefühllosigkeit von Aldo Falkenberg dargestellt), um Jedermann zu holen.
Gnadenfrist erbeten
Dieser erbettelt aber noch eine Gnadenfrist. Doch keiner aus seiner Umgebung will mit ihm gehen. Weder seine Verwandtschaft (Viviane Heinl und Sven Fuhrmann) noch sein Geselle (Hans Werner Stenger äußerst überzeugend), auch nicht Mammon. Kunstvoll verkleidet, verkörperte Marion Kehrbach diese Rolle und wirkte mit ihrem verführerischen Marilyn-Monroe-Song besonders reizvoll.
Schließlich versuchte es auch der immer und überall herumstreunende Teufel (David Wechsler wahnwitzig genial).
Übrig bleiben nur Jedermanns Werke (Jessica Höllisch, Karl-Heinz Mayerhofer, Daniel Reiß und Germaine Cilean Stiles). Aus ihren bunten Abfallbehältern herausschauend, sagen nur sie Jedermann ihr Geleit zu.
In diesem Moment wird Jedermann zu den Klängen von „Knockin on Heavens Door“ vom Tod geholt. In dieser Parade-Rolle des Jedermann erwies sich Karlheinz Odörfer als sehr wandlungsfähiger und leidenschaftlicher Protagonist.
Leichte Unterhaltung
Umso mehr muss man den Wermutstropfen am Ende dieser unterhaltsamen Aufführung bedauern, die aus dem strengen Klassiker leichte Unterhaltung macht. Der Gesangsbeitrag des himmlischen Jedermann, dessen Stimmlage hierfür wenig geeignet war, bedeutete keine Bereicherung.
Dennoch war der große Schluss-Beifall für die Schauspieler sowie die Licht- und Tontechnik mehr als gerechtfertigt.